Das Kraut der Abergläubigen

Dreimal durch einen dreifach gewundenen Kranz aus Gundermann gemolken und jene Kränze anschließend dieser Kuh serviert: Auf diese Weise entlockt man einer wenig Milch gebenden Kuh wieder die gewohnte Menge Milch – so verspricht es jedenfalls der alte Glaube. Selbst Pest und Hexen sollte das Heilkraut wirksam vorbeugen können. Mit derartigen magischen Zuschreibungen und medizinischen Anwendungen, zwischen Weisheit und Aberglaube pendelnd, bewegt sich die Pflanze seit vielen Jahrhunderten durch die Volksheilkunde.

Ihr Name soll sich aus dem althochdeutschen Gund ableiten, was so viel bedeutet wie „Eiter“ oder „Geschwür“. Vielfach ist in der älteren Literatur von einer lindernden Wirkung bei Zuständen der Erschöpfung und einem vitalisierenden Einfluss auf den Stoffwechsel zu lesen. Besonders soll sich der Gundermann zur Behandlung langwieriger Krankheiten geeignet haben.

Nahezu auf dem gesamten europäischen Kontinent, in Teilen Asiens und Amerikas ansässig und das ganze Jahr über, sogar unter Schnee, zu finden, wird dem Kraut von Kennern auch heute noch eine gewisse Heilkraft nachgesagt. Das Lösen von Schleim, Stein und Harnsäure gehört dabei ebenso zu seinem Repertoire wie das Fördern einer gesunden Blasen- und Nierentätigkeit. Daneben besticht das Heilkraut durch die ihm eigenen ätherischen Öle und seinen Vitamin C-Gehalt.

Zur äußeren Anwendung dient der Gundermann, der auch unter Namen wie Gundelrebe und Erdefeu bekannt ist, vor allem in Form von Öl, welches sorgsam aufgetragen Linderung bei wunder Haut verspricht.

Nicht zuletzt findet der Gundermann, dessen sämtliche Bestandteile zu gebrauchen sind, auch in der Welt der Kulinarik seine Anhänger: Die frischgepflückten Blätter können wie Gemüse in etwas Butter gedünstet werden und eignen sich ebenso als Zutat in schmackhaft-natürlichen Salaten. Aufgrund seiner Bitterstoffe werden die gerebelten Blätter auch gern als Gewürz zur Hand genommen. Jenen Bitterstoffen verdankt der Gundermann auch seinen Einsatz als Konservierungsmittel von Bier in der Zeit bevor hierfür Hopfen zum Einsatz kam.

Wer es gern klassisch mag, der ist mit einem wohltuenden Tee der aromatisch-bitteren, mitunter an Minze und Lakritz erinnernden Pflanze gut beraten – hierzu gießt man zwei Teelöffel mit einer Tasse heißem Wasser auf und lässt sie für etwa fünf Minuten ziehen.

Für manche Tiere, allen voran Pferde sowie Nutz- und Nagetiere, sind einige Inhaltsstoffe des Gundermannes giftig, weswegen er in landwirtschaftlichen Kreisen regelmäßig als Unkraut angesehen wird. Im heimischen Garten jedoch gedeiht das Kraut in nahezu allen Böden an sonnigen bis halbschattigen Standorten, sodass man sich seiner vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten stets auf kurzem Weg bedienen kann.

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