Die vergessene Frucht

Kaum jemand kennt sie noch – aber die, die es tun, schätzen sie umso mehr: Die Mispel (Mespilus Germanica), ein sommergrüner Baum mit krummem Stamm, breiter Krone und kleinen essbaren Früchten wartet darauf von Ihnen entdeckt zu werden!

Im Volksmund auch als Asperl bekannt, ist die Pflanze in unseren Kreisen bereits seit über 2000 Jahren heimisch. Von den alten Römern aus dem heutigen Irak mitgebracht, wurde die Mispel einst in Kloster- und Bauerngärten kultiviert. Mit dem Siegeszug der Birnen und Äpfel geriet sie jedoch zunehmend in Vergessenheit.

Heute findet man das drei bis sechs Meter hohe Strauchgewächs auf Streuobstwiesen und in Gärten nur noch selten. Und das trotz der hervorragenden und einfachen Verwendungsmöglichkeiten der Früchte in Küche und Haushaltsmedizin.

Neben ihrer blutreinigenden und sanft abführenden Wirkung wird der apfelförmigen Mispel auch nachgesagt, einen Einfluss auf die Nieren zu haben und Verkalkungen vorbeugen zu können, wenn man sie regelmäßig in Form von Mispelbrand konsumiert. Nach den Erfahrungen Hildegard von Bingens soll die Wurzel der Pflanze, zu Pulver zerstoßen, auch bei Fieber Abhilfe leisten können.

Zum Verzehr eignet sich die Mispel auch roh, selbstverständlich ohne Kerne und die ledrige Schale.

Reif sind sie zwar bereits im September, idealerweise erntet man die Früchte jedoch nach dem ersten Frost – sie sollten eine mehlartig-matschige Konsistenz aufweisen. Holt man sie eher vom Baum empfiehlt es sich die Ernte im Tiefkühler schockzufrosten. Erst dann entfalten sie ihren markant säuerlichen Geschmack.

So lässt sie sich hervorragend in Marmeladen, Gelees und Wein verarbeiten. Dank ihres Pektingehalts und der Gerbsäure verlängert sie die Haltbarkeit der Produkte, in denen sie verarbeitet wurde.

Wer sich selbst mit einem Mispelstrauch verwöhnen möchte der suche sich ein halbschattiges Plätzchen mit mäßig trockenem, kalkhaltigem Boden und sähe die Kerne der Frucht aus – aber Achtung, hier ist Geduld gefragt: Die eingepflanzten Kerne treiben erst im zweiten Jahr aus.

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Nun, da wir Sie mit der Mispel bekannt gemacht haben, laden wir Sie ein weitere Pflanzen und Kräuter aus unserer Rubrik Kraut des Monats kennenzulernen.

Sie möchten selbst auf die Suche nach interessanten Pfanzen und heilenden Kräutern durch unsere heimischen Wälder gehen? Dann kommen Sie doch mit auf eine unserer geführten Touren!

Die schöne Unbekannte

Eine vergessene Heilpflanze, die sich in unseren Gärten wohlfühlt, ist das Mutterkraut.

Während das Mutterkraut in einigen europäischen Ländern sehr geschätzt wird, wird es bei uns kaum beachtet. Mit seinen der Kamille ähnlichen Blüten ist es eine blühende Schönheit. In der Blütenmitte zeigt sich eine kleine Sonne, die sich mit einem Kranz aus weißen Blütenblättern schmückt. Gern wird das Mutterkraut in bunte Blumensträuße eingebunden.

Mutterkraut ist ein Heilkraut für das Weibliche. Seinen Ursprung hat es im Mittelmeerraum. In der Antike wurde es zur Unterstützung der Geburt und bei Gebärmutterbeschwerden eingesetzt. Daher rührt vermutlich auch sein Name: Mutterkraut – ein Kraut für die (werdenden) Mütter. Es wirkt hormonregulierend und krampflösend. Nur in der Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Verwendung des Mutterkrautes abgeraten, wie auch Menschen mit einer Korbblütler-Allergie.

Die aromatisch duftende Schönheit ist ein kleines Wunder bei der Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen. Bereits der regelmäßige Verzehr von zwei bis vier Mutterkrautblättern täglich über einen mehrwöchigen Zeitraum kann Migränepatienten eine deutlich spürbare Linderung verschaffen.

Mutterkraut sorgt nicht nur für einen freien Kopf, sondern unterstützt als Bitterpflanze auch die Leber in ihrer Entgiftungsfunktion. Auch Fieber kann die kraftvolle Heilpflanze zum Abklingen bringen.

Neben der frischen Verwendung des Mutterkrautes kann es zusätzlich für die Teezubereitung oder auch Pulverisierung getrocknet werden. Mit dem frischen Kraut lässt sich eine heilsame Tinktur ansetzen, die bei beginnenden Kopfschmerzen oder Fieber tropfenweise eingenommen werden kann.

Mutterkraut ist eine wahre „blühende Apotheke“ in unseren Gärten, aus der wir unsere eigenen natürlichen Heilmittel selbst herstellen können.