Heilpflanzen-Königin

Sie ist voll innerer Schönheit und Strahlkraft, beschützend und mächtig. Ihre Schätze verbirgt sie in ihrem Inneren. Für uns Menschen enthält sie Reichtümer wie kaum eine andere Pflanze. Von vielen Heilpflanzenkundigen wird sie zurecht als eine große Heilerin verehrt – die Brennnessel.

Von den äußeren Merkmalen der Brennnessel lässt sich ihre Wesensart ableiten. Sie ist aufrecht und durch ihre Brennhaare so machtvoll, sich selbst zu schützen. Deshalb wurde die Brennnessel zu allen Zeiten als Schutzpflanze geschätzt, die nicht nur Gefahren und Krankheiten fernhält, sondern auch für Stärke und Durchsetzungskraft steht.

Wir finden die Brennnessel überall. Sie ist Freund der Menschen und der Natur, denn wo sie wächst, wirkt sie ausgleichend, neutralisierend und stärkend. Schmetterlinge sind mit der Brennnessel besonders verbunden.

Im Frühjahr ist die Brennnessel eine der ersten Heilpflanzen, die sich von der Frühlingssonne geweckt, kraftvoll aus der Erde nach oben recken. Ihre starke Heilenergie wird gern für Frühjahrskuren genutzt.

Bei unseren Vorfahren war es Tradition, am Gründonnerstag eine Neunkräutersuppe aus Frühlingskräutern zu genießen. Eines dieser Frühlingskräuter war die Brennnessel. Der Brauch der heilkräftigen Gründonnerstagssuppe lebt heute wieder auf.

Die jungen Brennnessel-Triebspitzen können von März bis Oktober gesammelt werden. Sie sind kostbares und auch köstliches Nahrungsmittel und liefern uns wertvolle Vitamine und Mineralien. Die Brennnessel wirkt reinigend auf Körper und Seele, stärkt und regeneriert den Organismus und das Immunsystem. Die große Heilerin kümmert sich sanft darum, dass Giftstoffe ausgeschieden werden können, der Körper entschlackt und das Blut gereinigt wird. Die Brennnessel hat durch ihren hohen Eisengehalt sogar blutbildende Eigenschaften.

Die jungen Brennnesselblätter verfeinern Suppen, Salate, Gemüse, Smoothies oder können als reiner Spinat zubereitet werden.

Auch zu einem Tee aufgebrüht, entfaltet die Brennnessel all ihre Schätze. Eine Brennnessel-Teekur, bei der bis zu drei Tassen Brennnesseltee am Tag getrunken werden, kann bis zu einer Dauer von vier Wochen durchgeführt werden. Hierbei ist es besonders wichtig, täglich die gleiche Menge Flüssigkeit wie die des Brennnesseltees zusätzlich zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten und die Giftstoffe aus dem Körper zu transportieren. Bei viralen oder bakteriellen Erkrankungen sowie bei Allergien kann Brennnesseltee kurmäßig getrunken werden.

Wegen der hohen Flüssigkeitszufuhr sollten Menschen mit eingeschränkter Nieren- oder Herztätigkeit eine solche Teekur nur nach ärztlicher Rücksprache anwenden.

An erster Stelle wird die Brennnessel bei Erkrankungen der harnableitenden Organe eingesetzt.

Aber auch die Brennhaare sind wirksame Medizin bei rheumatischen Beschwerden, Rücken- und Gelenkschmerzen. Mit einem frischen Brennnesseltrieb wird sanft über die betroffenen Stellen gestreichelt. Hier setzt sofort ein wärmender, durchblutungsfördernder zugleich auch entzündungshemmender Effekt ein. Allerdings sind beim Kontakt mit den Brennhaaren allergische Reaktionen der Haut möglich.

Viele Kräuterexperten schwören auf die Heilkraft von Brennnesselbädern. Bei Durchblutungsstörungen und Gelenkerkrankungen leisten sie hervorragende Hilfe.

Von besonderer Feinheit sind die Brennnesselsamen. Wie zu einer Perlenkette aufgefädelt, schmücken sie die Pflanze. Die kleinen, zarten Samen stecken voller Power. Sie enthalten hochkonzentrierte Biostoffe, sind wertvolle Eiweißquelle und gelten als Superfood. Im Spätsommer und Herbst können die Samen gesammelt werden. Sie bereichern Müsli oder Smoothies und versorgen uns mit vielem, was wir in der kalten Jahreszeit benötigen.

Ein Gärtnertipp ist die Verwendung von Brennnesseljauche im Garten als biologischer Dünger gegen Krankheiten und Schädlinge.

Öffnen Sie Ihr Herz für die Brennnessel und gewähren Sie unserer Heilpflanzen-Königin einen würdigen Platz in Ihrem Garten. Die große Heilerin wird liebevoll für Sie sorgen.

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Zauber & Weihnacht

Der Beifuß, der heute oft als Unkraut empfunden wird, zählte vor Jahrhunderten zu den bedeutendsten Heilpflanzen.

Unsere Vorfahren reduzierten die Heilpflanzen nicht auf deren Inhaltsstoffe, sondern nahmen sie in ihrer Gesamtheit, Schönheit und ihrem Wesen wahr. Beifuß war einst eine magische Zauberpflanze, ja sogar eine heilige Pflanze, denn sie galt als Mutter aller Heilkräuter.

Beifuß ist der Göttin Artemis geweiht, die als Herrin über die wilden Tiere wacht.

Ein uralter Brauch der Indianer war es, den Beifuß zu verräuchern. Der Beifuß-Rauch öffnet den Geist, vertreibt negative Einflüsse, klärt, reinigt und zentriert. In der chinesischen Heilkunde wird der Beifuß noch heute in ähnlicher Form verwendet, bekannt ist vor allem der Bereich der Moxabehandlung.

Die Mutter aller Heilkräuter ist auch ein Heilkraut für die Mütter. Der Beifuß ist ein altes Hebammenkraut. Im Geburtsprozess wurde er in Form von Räuchern oder Tee eingesetzt. Er wirkt öffnend, entkrampfend und schmerzlindernd. Zu beachten ist jedoch, dass die Anwendung nur zur Geburt und nicht in der Schwangerschaft erfolgen sollte, denn der Beifuß hat eine geburtseinleitende Wirkung.

Der Name Beifuß weist auf eine weitere Verwendung der Pflanze hin. Beifuß wurde bei Fuß getragen und war ein Begleiter für Wanderer. Frisches Kraut in die Schuhe gelegt oder an die Füße gebunden, macht müde Füße wieder munter und soll vor Gefahren schützen.

Einreibungen mit Beifußöl sind wohltuend und helfen bei Rheuma und Gicht.

Die im Beifuß enthaltenen Bitterstoffe aktivieren die Verdauungssäfte und unterstützen Leber und Galle bei der Verdauung schwerer Speisen.

Heute ist der Beifuß als Würz- und Küchenkraut vor allem in der Weihnachtszeit bekannt. Die einst magische Zauberpflanze verzaubert die Weihnachtsgans mit aromatischem Duft und einzigartigem Geschmack. Lassen Sie es sich munden, bleiben Sie gesund und Ihnen frohe Weihnachten.

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König des Weges

Der Spitzwegerich ist unser Wegbegleiter in der Natur. Auf vielen Wegen finden wir ihn, am Weges- und Waldrand und natürlich auf Wiesen.

Wann immer uns ein Weh plagt – die mächtige Heilpflanze ist uns immer zur Hand. Denn auf unseren Wegen kann viel geschehen: Verletzungen, Insektenstiche, Ausschlag von Brennnesseln, Blasen an den Füßen…

Der Spitzwegerich ist als Erste-Hilfe-Kraut gut bekannt und beliebt. Ein schnelles Wundpflaster können wir aus den Blättern des Spitzwegerichs selbst herstellen, indem wir die Blätter zwischen den Fingern zerreiben bis ein wenig Saft austritt um anschließend den Blätterbrei auf die betreffende Stelle aufzulegen.

Es ist auch möglich, ein Spitzwegerichblatt in den Mund zu nehmen, darauf herumzukauen und es dann als heilendes Pflaster zu verwenden. Mit einer Binde, einem Tuch oder Strumpf wird das grüne Pflaster fixiert. Auch bei Schnittverletzungen ist der Spitzwegerich ein schneller Helfer.

Dank seiner blutreinigenden, blutstillenden und antibiotischen Wirkung sorgt der Spitzwegerich für schnelle Wundheilung.

Bei der körperreinigenden und stärkenden Frühjahrskur darf der Spitzwegerich nicht fehlen, die Blätter eignen sich für leckere Salate oder können wie Spinat zubereitet werden.

In der Volksheilkunde werden alle Teile des Spitzwegerichs verwendet: Wurzel, Blätter, Blüte und Samen. Die wie Leinsaat verwendeten Wegerichsamen sind reich an Schleimstoffen und liefern unserem Körper wertvolle Vitamine.

Bei Erkrankungen der Atmungsorgane ist der Spitzwegerich häufig das Mittel der Wahl. Er wirkt bei zähem, schmerzhaftem Husten krampf- und schleimlösend und beruhigt angegriffene Schleimhäute. Dazu wird aus den frischen oder getrockneten Blättern ein Tee zubereitet, von dem mehrfach am Tag eine Tasse getrunken wird. Kinder bevorzugen meist den Spitzwegerich-Sirup, der aus zerkleinerten frischen Blättern und Honig oder Rohrohzucker selbst hergestellt werden kann.

Der Spitzwegerich ist unser majestätischer Heiler am Wegesrand für (fast) alle Fälle.

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